Das machen wir schon immer so.
„Das haben wir schon immer so gemacht“ – der sicherste Weg ins Aus
Vor ein paar Wochen saß ich in einem Teamcoaching.
Freundliche Gesichter, nette Stimmung – und Prozesse, die so alt waren wie die Bürostühle im Raum.
Ich bat die Runde, den aktuellen Ablauf zu erklären. Kaum hatten wir begonnen, da fielen die Klassiker:
„Das haben wir schon immer so gemacht.“
„Das funktioniert nicht, das haben wir schon mal versucht.“
„Wir wissen gar nicht mehr, warum wir das überhaupt so machen.“
Ehrlich? Spätestens beim dritten Satz weiß ich: Hier ist nicht das Problem der Prozess – es ist die Denkweise.
Die Illusion von Sicherheit
Diese Sätze wirken wie ein Sicherheitsgurt. Man bleibt in der Spur, vermeidet Risiko – und fährt seelenruhig auf den Abgrund zu.
Denn während sich draußen die Märkte, Kundenbedürfnisse und Technologien ändern, hält man drinnen an einer Arbeitsweise fest, die vor zehn Jahren vielleicht gut war. Heute aber nur noch bremst.
Ein Beispiel aus diesem Team: Genehmigungen mussten immer noch durch drei Hierarchieebenen. Grund? „Weil es schon immer so war.“ Ergebnis? Tage verloren. Kunden warten. Frust steigt.
Die unbequeme Frage
Ich stellte die Frage, die in vielen Organisationen für nervöses Stühlerücken sorgt:
„Wenn ihr diesen Prozess heute komplett neu erfinden würdet – ohne Rücksicht auf alte Regeln – wie sähe er aus?“
Zuerst Schweigen. Dann vorsichtig:
„Wir könnten die Freigabe doch direkt in der Abteilung machen.“
Und plötzlich kam Bewegung rein:
„Ja… aber das dürfen wir nicht.“
„Wer sagt das?“
„Äh… keine Ahnung.“
Vom Bremsen zum Gasgeben
Innerhalb einer halben Stunde hatten wir statt „Das geht nicht“ lauter „Wie kriegen wir das hin?“
Schritte flogen raus, Freigaben wurden verschlankt, Zuständigkeiten geklärt. Perfekt war es nicht – aber sofort umsetzbar.
Der eigentliche Durchbruch? Das Team begriff, dass Stillstand nicht Sicherheit bedeutet, sondern Stillstand. Und dass jeder „Das haben wir schon immer so gemacht“-Satz eine rote Karte für Entwicklung ist.
Fazit:
Wer Veränderungen ablehnt, weil „es immer so war“, hält sich nicht an Bewährtes – er hält sich an ein sinkendes Schiff. Coaching ist der Moment, in dem jemand den Finger auf die Leckstelle legt und sagt: „So, und jetzt packen wir das an.“